Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Unser Tohatsu MFS6C hat schon ein paar Jahre seine Dienste an einem 250er RIB-Beiboot getan. Jetzt soll dieser Motor im Schacht einer Neptun 22 „Miglitsch“ eingebaut werden. Also in den Schacht reinhängen, Knebelschrauben anziehen, Tank anstöpseln und losfahren? Würde gehen, aber liefert keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Hier ist etwas Optimierung angesagt, aber das Ganze lässt sich als versierter Heimwerker problemlos bewerkstelligen.

Der Motor

Beim Tohatsu MFS6C (Baujahr 2019) handelt es sich um einen Kurzschaftmotor mit einem Zylinder, der mit verschiedenen Vergasern in den Leistungsklassen 4 PS, 5 PS und 6 PS angeboten wird. Der Motor ist baugleich mit den 4/5/6 PS-Modellen von Mercury, somit passen auch die Ersatzteile und die Propeller von Mercury, die ja wirklich bei jedem Händler zu bekommen sind.
Die Einzylinder sind relativ raue Gesellen, die auch ordentlich Vibrationen erzeugen, aber sie haben eine sehr simple Technik, und sind auch für den Laien gut zu warten und zu reparieren. Viel mehr als Ölwechsel, Getriebeölwechsel und Tauschen der Zündkerze ist hier nicht zu machen, selten evtl. noch das Nachstellen der Ventile.
Warum jemand baugleiche Motoren mit weniger Leistung für einen unwesentlich geringeren Preis kauft, hat sich mir nie erschlossen, gerade in diesem Fall geht es darum, bei möglichst wenig Gewicht eine vernünftige und praxistaugliche Leistung zu haben, und etwas Reserve hat noch niemandem geschadet.

Der Propeller

Die richtige Motorisierung steht und fällt mit dem zum Boot passenden Propeller. Gerade bei den baugleichen Motoren mit verschiedenen Leistungsvarianten ist es so, dass sie Leistung nicht unwesentlich von der Drehzahl abhängig ist.
Die Maschine leistet z.B. 4 PS bei 3000 u/min, 5 PS bei 4000 u/min und 6 PS bei 5000 u/min, wenn also aufgrund eines falschen Propellers nur 3500 u/min erreicht werden, ist es völlig egal, ob man die 4 PS, 5 PS oder 6 PS Variante gekauft hat, hier ist nicht viel mehr als 4 PS rauszuholen und auch keine Reserve vorhanden.

Propeller im Vergleich
Propeller im Vergleich

Links im Bild ist der sogenannte Schubpropeller für die oben beschriebenen Motoren zu sehen. Er hat 6 Zoll Steigung, und relativ große Blätter. Dieser Propeller bringt Karft ins Wasser und ermöglicht aufgrund seiner geringeren Steigung eine höhere Drehzahl des Motors, also der ideale Propeller für schwerere Boote wie z.B. Verdränger.
Rechts im Bild ist der serienmäßig ausgelieferte Propeller mit 8 Zoll Steigung und kleineren Blättern abgebildet. Der ermöglicht mit dem leichten Schlauchboot sogar Gleitfahrt, ist aber für die Neptun vollkommen ungeeignet.
Der Wechsel vom Serienpropeller zum Schubpropeller war also unsere erste Handlung, um den Außenborder für den Einbau im Schacht der Neptun 22 vorzubereiten.

Die Schaftlänge

Motoren werden in den Varianten Kurzschaft, Langschaft, Extra-Langschaft und Ultra-XXL angeboten. Auch wenn die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Schaftlängen nicht sehr groß sind, sollte immer die kürzeste mögliche Schaftlänge gewählt werden. Kürzerer Schaft bedeutet weniger Gewicht und leistet auch mehr Vortrieb. Ein unnötig zu langer Schaft verschwendet Energie, weil er den Bug nach oben drückt, und diese Kraft nicht für den Vortrieb verwendet.
Faustregel: Der Schaft sollte immer so gewählt werden, dass die Kavitationsplatte des Außenborders immer, also auch bei Wind und Welle, unter Wasser ist.

Kurzschaft-Motor in der Neptun 22 Miglitsch
Kurzschaft-Motor in der Neptun 22 Miglitsch

In unserem Fall, also bei der Neptun 22 Miglitsch ist die Kurzschaft-Variante mehr als ausreichend. wie auf dem Bild zu sehen ist, befindet sich die Kavitationsplatte immer unter der Wasseroberfläche, und das Ruder wird mittig angeströmt.

Probleme mit der Belüftung

Setzt man den Außenborder einfach so in den Schacht, wird er im Standgas und bei langsamer Fahrt an seinen eigenen Abgasen verrecken! Und gerade bei Hafenmanövern im Standgas ist das mehr als unschön.

Ursache hierfür ist der Nebenauspuff.

Und NEIN, vorne die Klappe beim Schaft offen zu lassen ist nicht ausreichend, eine Gummimatte, die den Schacht verschließt auch nicht, und auch ein Lüftungsgitter oben lindert die Symptome nur etwas. Alle diese Maßnahmen sind gut und nützen auch etwas, bringen aber nur den 100-%-igen Erfolg in Kombination, wenn die Abgase des Nebenauspuffs auch nach außerhalb abgeführt werden.

Stellt euch vor, ihr habt ein Glas Wasser mit einem Strohhalm. Oberhalb der Wasseroberfläche habt ihr mit einer Stecknadel ein kleines Loch in den Strohhalm gebohrt, Wenn ihr jetzt ganz Soft in den Strohhalm pustet, entweicht die Luft aus dem Stecknadelloch und unten blubbert es nicht.
Dieses Loch simuliert quasi den Nebenauspuff.
Pustet ihr fest in den Strohhalm, blubbert es unten, und die Luft, die auf dem Stecknadelloch entweicht, kann vernachlässigt werden.

Den Nebenauspuff zu verschießen, ist keine gute Idee. In den meisten Fällen wird es keine Probleme geben, kommt aber doch mal Wasser hoch in den Zylinder ist der Motor am Ende und die Reparatur teuer. Also bedarf es hier einer vernünftigen Lösung.

Lösung des Abgasproblems

Das folgende Bild zeigt den Schacht meiner Neptun 22 Miglisch, rechts hinten seht ihr eine Borddurchführung und daran ist auch noch ein Schlauchrest befestigt. Hier hat wohl schon der Vorbesitzer unserer über 40 Jahre alten Lady eine ähnliche Lösung gebastelt.

Schacht der Neptun 22 Miglitsch
Schacht der Neptun 22 Miglitsch

Jetzt muß „nur noch“ der Motor dafür hergerichtet werden, um ihn an den Schlauch anzuschließen. Es empfiehlt sich, nicht nur die Öffnungen des Nebenauspuffs nach außen zu führen, sondern auch den Kühlwasser-Kontrollstrahl. Dadurch werden die Abgase als netter Nebeneffekt gekühlt, und es bedarf keiner besonderen, hitzebeständigen Anforderung an den zu verwendenden Schläuchen.


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Der Umbau ist wirklich kein Hexenwerk. Die folgenden angegeben Maße beziehen sich auf die Tohatsu/Mercury 4/5/6 PS Motoren, bei anderen Herstellen ist nachzumessen und ggf. Anpassungen vorzunehmen.

Ich muß ausdrücklich erwähnen, daß ich selber kein prof. Schrauber bin, sondern nur Hobbykapitän und Hobbybastler, und somit blogge, wie ich es mache, und wie es bei meinem Boot gut geht. Das kann bei anderen auch gut funktionieren, aber vielleicht auch nicht wirklich. Ich kann also keine Haftung für meine Tipps übernehmen. Wer sicher gehen will, sollte dann doch lieber die Werkstatt beauftragen …

Ihr benötigt als Werkzeug einen Akku-Bohrschrauber, einen Metallbohrer mit 3,3mm Durchmesser, einen 4mm Gewindebohrer, sowie einen Schraubenzieher für die Schlauchschellen.


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Als Material werden für jede Öffnung M4 Gewinde-Schlauchnippel für 4mm-Schlauch, 2 T-Stücke 2x 8mm auf 4mm und ein Reduzierstück 4mm auf 8mm sowie etwas 4mm und etwas 8mm Schlauch benötigt.

Anschluß der Schläuche am Nebenauspuff
Anschluß der Schläuche am Nebenauspuff
Anschluß des Schlauchs am Austritt des Kühlwasserstrahls
Anschluß des Schlauchs am Austritt des Kühlwasserstrahls

Bei unserem Tohatsu MFS6C sind die Öffnungen des Nebenauspuffs und die Austrittsöffnung des Kühlwasserkontrollstrahls ungefähr 3mm. In diese Öffnungen bohren wir maximal ca. 10 mm tief mit dem 3,3mm Bohrer. Hier befindet sich nichts, was man dadurch kaputtmachen kann, aber tiefer sollte man auf keinen Fall bohren. Tipp: Hier kann man gut etwas Isolierband um den Bohrer wickeln, um die maximale Bohrtiefe zu kennzeichnen.

Im nächsten Schritt wird in diesem aufgebohrten Zentimeter M4 Gewinde geschnitten. Man kann hierfür ein Wendeisen verwenden, aber da es sich bei den Motoren um relativ weiches Aluminium handelt, geht das auch problemlos, wenn man den Gewindebohrer in den Akkuschrauber einspannt.


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Dann werden die M4-Nippel mit Schraubensicherung in das geschnittene Gewinde eingeschraubt und verklebt. Jetzt noch die Schläuche montieren, und das ganze sollte dann so ähnlich aussehen:

Schläuche am Aussenborder
Schläuche am Aussenborder

Dann noch den Schlauch an der Borddurchführung befestigen, und schon habt ihr einen perfekt laufenden Außenborder, und draußen blubbert es wie bei den großen Booten mit Innenborder, und man kann schon am Geräusch feststellen, ob da auch Kühlwasser transportiert wird.

Als netter Nebeneffekt wird auch die hörbare Geräuschkulisse im Boot leiser, da der Nebenauspuff jetzt auch noch gedämmt ist 🙂

Fazit

  • Die Neptun 22 Miglitsch erreicht mit dem 6 PS Motor im stillen Gewässer lt. GPS eine Geschwindigkeit von 11 km/h. Für die meisten Anwendungen ist sie damit ausreichend motorisiert, sie kommt mit diesem Motor auch gut zu Berg auf dem Rhein.
  • Der 6 PS Einzylinder läuft rau und erzeugt starke Vibrationen, ein 2-Zylinder Motor wäre wesentlich komfortabler.
  • Unserem Motor fehlt die Lichtspule und der Gleichrichter, um die Batterien zu laden, das müsste noch nachgerüstet werden, und ist auch nicht ganz billig.
  • Unser Motor ist das Modell mit Pinne, zur Bedienung braucht es Gas an der Pinne, die Schaltung, sowie die Lenkung der Neptun über die Pinne des Ruders. Hier fehlt die dritte Hand, eine Fernsteuerung mit Einhebelschaltung wäre die bessere Alternative. Auch diese Nachrüstung ist nicht ganz billig.
  • Unser Motor hat nur ein Starter-Seil für den Handstart, das ist unkomfortabel.

Alles funktioniert, aber es ist definitiv die einfachste Lösung. Ein 2-Zylinder mit Fernschaltung und Elektrostarter wäre die bessere Alternative für die Neptun, und hat dann die Lichtspule und das Ladegerät auch gleich schon integriert. Wir warten die Saison noch ab, bis wir die Entscheidung treffen, aber es ist wohl schon abzusehen, daß es auf den entsprechend ausgestatteten 9.8er hinausläuft 🙂

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